Release Notes für siduction 2021.2.0

Release Notes siduction 2021.2.0

Das siduction-Team ist sehr stolz, euch zu unserem 10. Geburtstag (ja, wir sind im Juli 2011 durchgestartet) siduction 2021.2.0 präsentieren zu können. Diese Version trägt den Namen »Farewell« in Erinnerung an unseren Freund Axel, der viel zu früh verstorben ist. Also nein, Farewell bedeutet nicht, dass wir irgendwo hingehen. Das Highlight dieser Veröffentlichung ist das wiederbelebte Siduction-Handbuch, das auf die Tage von Sidux zurückgeht, das einige von euch noch als eine frühere Inkarnation von Siduction kennen werden. Wir werden weiter unten eine kleine Geschichtstour dazu machen. Aber das Wichtigste zuerst: User/Passwort für die Live-Session lauter siducer/live.

Was ist dieses Mal neu?

Die Flavours, die wir für siduction 2021.2.0 anbieten, sind KDE Plasma 5.20.5, LXQt 0.16.0-1, Cinnamon 4.8.6.2, Xfce 4.16, Lxde 11 sowie die Abbilder Xorg und noX, wobei Xorg mit Fluxbox startet, während noX ganz ohne X auskommt. GNOME und MATE haben es wieder nicht geschafft, da es keinen Betreuer innerhalb von siduction dafür gibt. Bei Interesse meldet euch bitte. Vielleicht kommen sie irgendwann zurück oder auch nicht. Natürlich sind sie weiterhin aus dem Repository installierbar.

Wie ihr sehen könnt, hat sich seit unserer letzten Veröffentlichung nicht allzu viel bei den Desktops geändert, da Debian die ganze Zeit wegen des Release von Debian 11 eingefroren war. Die veröffentlichten Images von siduction 2021.2.0 sind ein Schnappschuss von Debian Unstable, das auch den Namen Sid trägt, vom 28.07.2021. Sie sind mit einigen nützlichen Paketen und Skripten, einem auf Calamares basierenden Installer und einer angepassten Version des Linux-Kernels 5.13.6 angereichert, während systemd bei 247.3-6 steht.

Plasma rules!

Plasma ist nach wie vor unser Hauptangebot, und es hat im letzten Jahr wieder bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Wir haben es mit den neuesten Ergänzungen ausgestattet, die mit Plasma 5.22 in ein paar Wochen in Sid erscheinen werden, wie der neue Systemmonitor, der der Nachfolger von ksysguard sein wird und dem Conference Companion Kongress. Außerdem gibt es nach Jahren der Entwicklung endlich kio-fuse.

Letzteres erlaubt es Dir, entfernte Verzeichnisse in die Root-Hierarchie Deines Dateisystems zu mounten und damit die Zugriffsmöglichkeiten von KDE wie SSH, SAMBA/Windows, FTP, TAR/GZip/BZip2, WebDav und andere für POSIX-konforme Anwendungen wie Firefox, OpenOffice, GNOME-Anwendungen, Shell-Utilities und mehr zu nutzen. Ein ziemlich praktisches Tool.

Als besonderes Geburtstagsgeschenk haben wir ein zweites Image mit Plasma im Angebot, das auf den Builds von Norbert Preining und dem Team von Debian-KDE-Qt basiert und das aktuelle Plasma 5.22.4 enthält. Norbert ist auch federführend dafür verantwortlich, dass das bald erscheinende Debian 11 „Bullseye“ mit Plasma 5.20 ausgeliefert wird, also könnt Ihr den Paketen durchaus vertrauen.

Dieses Image nutzt Intels iNet Wireless Daemon (iwd) für WLAN und doas als Ersatz für sudo mit einem viel kleineren Fußabdruck und einer menschenlesbaren Konfigurationsdatei, die im Idealfall nur eine Zeile enthält. Weiter unten findest Du eine Beschreibung, wie Du iwd für WLAN einrichten kannst. Um mit doas zu beginnen, wirf einen Blick auf diesen Blogbeitrag, der Dir den Einstieg erleichtert. Für eine gründlichere Einführung ist dieser Artikel geeigneter. Dort findet man auch einen Workaround für die fehlende Bash-Vervollständigung für Debian, was das einzige Ärgernis bei doas war.

siduction-Handbuch

Wir sind sehr stolz, dass wir zu unserem Geburtstag eine aktualisierte Version des siduction-Handbuchs anbieten können. Es hat uns unzählige Stunden gekostet, es in Form und auf einen aktuellen Stand zu bringen. Mit diesem Release wird das Handbuch nur auf Deutsch ausgeliefert, aber wir bemühren uns, eine englische Version für das nächste Release bereitzustellen. Unsere nicht-deutschsprachigen Benutzer können vorerst die Dienste eines Übersetzers wie deepl in Anspruch nehmen, der beeindruckende Arbeit bei technischen Übersetzungen leistet.

Ein Hauch von Nostalgie

Lust auf eine nostalgische Reise? Wer erinnert sich noch an sidux? Dort entstand 2006 das sogenannte bluewater-manual. Wir begannen damals damit, Themen aus der sidux-FAQ zu übernehmen und sie in einem Handbuch zusammenzufassen. Dann übernahm Trevor Walkley, ein Australier, der sich passend zu seiner Vorliebe für das Segeln den Spitznamen bluewater gab, das Ruder und verwandelte das Handbuch in eine Wissensdatenbank und leitete ein Übersetzungsteam, das große Teile in etwa ein Dutzend Sprachen übersetzte.

Das Handbuch hatte nur ein Problem: Es war aus statischen HTML-Seiten aufgebaut. Wenn es keine Notwendigkeit gegeben hätte, jemals etwas zu ändern, wäre das in Ordnung gewesen, aber das ist nicht der Fall. Im Jahr 2013 gab es einen Versuch, durch hamatoma, dies zu beheben, aber das hat sich nicht so entwickelt, wie es geplant war. Im Jahr 2020 meldete sich dann Axel Konrad (akli) bei uns und erklärte, er wolle das Handbuch auf den neuesten Stand bringen und stabilisieren. Und das tat er.

In einem enormen Kraftakt hat er das gesamte Sidu-Handbuch auf den neuesten Stand gebracht. Als ob das noch nicht genug wäre, hat er es in Markdown (md) übertragen, sodass es leicht zu pflegen ist und je nach Bedarf als HTML ausgeliefert oder in PDF umgewandelt werden kann. Die Software für diese Art von Zauberei ist Pandoc. In der Zwischenzeit haben wir die von ihm erstellte Ausgabe ausgiebig Korrektur-gelesen, und gestern waren wir mit dem deutschen Teil fertig, gerade noch rechtzeitig zur Veröffentlichung.

Wenn jemand in der Lage und willens ist, eine oder mehrere der veralteten englischen Handbuchseiten durchzugehen, wären wir sehr dankbar. Wir haben eine Anleitung für den Einstieg und einen Link zu den EN-Seiten. Außerdem brauchen wir noch Leute, die die Übersetzungen Korrektur lesen, sobald sie fertig sind. Wenn Du uns helfen möchtest, das EN-Handbuch zu korrigieren, kontaktiere uns bitte im IRC auf oftc (irc.oftc.net #siduction oder #siduction-de) oder im Handbuch-Foren-Board.

iNet Wireless Daemon

Die Xorg- und noX-Varianten und das 2. Plasma-Image nutzen ein neues Tool zum Verbinden Deiner drahtlosen Geräte. Intels iNet Wireless Daemon (iwd) schickt WPA-Supplicant in den wohlverdienten Ruhestand. Zehnmal kleiner und viel schneller, wird iwd der Nachfolger sein. Wenn Du möchtest, kannst Du iwd auch in den anderen Flavours verwenden, entweder allein oder innerhalb von Network-Manager. Weitere Informationen sind im Arch Linux Wiki zu finden. Wenn weitere Tests wie erwartet verlaufen, planen wir, iwd auch mit anderen Flavours auszuliefern

Wenn Du wpa_supplicant anstelle von iwd verwenden möchtest, gehst Du wie folgt vor:
Zuerst iwd.service stoppen und maskieren, NetworkManager.service stoppen, /etc/NetworkManger/conf.d/nm.conf umbenennen, wpa_supplicant.service unmaskieren und starten, NetworkManager.service wieder starten:

sudo systemctl stop iwd.service
sudo systemctl mask iwd.service
sudo systemctl stop NetworkManager.service
sudo mv /etc/NetworkManager/conf.d/nm.conf /etc/NetworkManager/conf.d/nm.conf~
sudo systemctl unmask wpa_supplicant.service
sudo systemctl enable --now wpa_supplicant.service
sudo systemctl start NetworkManager.service

Jetzt solltest Du in der Lage sein, Dein drahtloses Gerät mit wpa_supplicant zu verbinden.

Installation von iwd

Wenn Du möchtest, kannst Du iwd auch in den anderen Varianten verwenden, entweder eigenständig oder innerhalb von Network-Manager. Um iwd einfach einzurichten, gehe wie folgt vor:

sudo apt update
sudo apt install iwd
sudo systemctl stop wpa_supplicant.service
sudo systemctl mask wpa_supplicant.service
sudo systemctl stop NetworkManager.service
sudo touch /etc/NetworkManager/conf.d/nm.conf
sudo echo -e '[device]\nwifi.backend=iwd' > /etc/NetworkManager/conf.d/nm.conf
sudo touch /etc/iwd/main.conf
sudo echo -e '[General]\nEnableNetworkConfiguration=true\n\n[Network]\nNameResolvingService=systemd' > /etc/iwd/main.conf
sudo systemctl enable --now iwd.service
sudo systemctl start NetworkManager.service

Nun solltest Du eine interaktive Shell starten können, indem Du iwctl von einem Terminal aus ausführst. Wenn Du in der Shell help eingibst, erhältst Du alle Optionen, um Dein Gerät aufzulisten, zu scannen und eine Verbindung herzustellen, oder verwende einfach nmtui oder nmcli auf der Kommandozeile oder die grafische Oberfläche von Network-Manager.

Offizielle Releases und Test-Builds

Neben unseren offiziellen Releases auf unserer Website bieten wir von Zeit zu Zeit Builds an, um den Bedarf an frischer Software für Neuinstallationen zu decken. Diese Images auf Testbuilds sind inoffiziell und werden weiterhin nur durch Booten und Installieren getestet, mehr testen wir generell nicht für diese Plattform. Bis jetzt gab es keine Probleme mit diesem Schema. Dort finden sich auch etwa einmal im Monat neue Versionen von GNOME und MATE.

Nonfree und Contrib

Die folgenden Non-Free- und Contrib-Pakete werden standardmäßig installiert:

Nonfree:

amd64-microcode – Processor microcode firmware for AMD CPUs
firmware-amd-graphics – Binary firmware for AMD/ATI graphics chips
firmware-atheros – Binary firmware for Atheros wireless cards
firmware-bnx2 – Binary firmware for Broadcom NetXtremeII
firmware-bnx2x – Binary firmware for Broadcom NetXtreme II 10Gb
firmware-brcm80211 – Binary firmware for Broadcom 802.11 wireless card
firmware-crystalhd – Crystal HD Video Decoder (firmware)
firmware-intelwimax – Binary firmware for Intel WiMAX Connection
firmware-iwlwifi – Binary firmware for Intel Wireless cards
firmware-libertas – Binary firmware for Marvell Libertas 8xxx wireless car
firmware-linux-nonfree – Binary firmware for various drivers in the Linux kernel
firmware-misc-nonfree – Binary firmware for various drivers in the Linux kernel
firmware-myricom – Binary firmware for Myri-10G Ethernet adapters
firmware-netxen – Binary firmware for QLogic Intelligent Ethernet (3000)
firmware-qlogic – Binary firmware for QLogic HBAs
firmware-realtek – Binary firmware for Realtek wired/wifi/BT adapters
firmware-ti-connectivity – Binary firmware for TI Connectivity wireless network
firmware-zd1211 – binary firmware for the zd1211rw wireless driver
intel-microcode – Processor microcode firmware for Intel CPUs

Contrib:

b43-fwcutter – utility for extracting Broadcom 43xx firmware
firmware-b43-installer – firmware installer for the b43 driver
firmware-b43legacy-installer – firmware installer for the b43legacy driver
iucode-tool – Intel processor microcode

Return to non-free

Momentan bietet der Installer keine Möglichkeit, Pakete abzuwählen, die nicht mit den DFSG, den Debian-Richtlinien für Freie Software, übereinstimmen. Das bedeutet, dass Pakete wie etwa unfreie Firmware standardmäßig auf dem System installiert werden. Der Befehl vrms wird diese Pakete für Dich auflisten. Du kannst nicht erwünschte Pakete manuell entfernen oder sie alle entfernen, indem Du vor oder nach der Installation apt purge $(vrms -s) eingibst. Andernfalls kann unser Skript remove-nonfree dies für Dich tun.

Installationshinweise und bekannte Probleme

* Wenn Du eine bestehende Home-Partition (oder eine andere Datenpartition) wiederverwenden möchtest, solltest Du dies nach der Installation und nicht im Calamares-Installer tun.
* Verschlüsselungs-Setups wie LUKS und andere werden vom Installer-Framework noch nicht unterstützt, Du solltest Dein Partitions-Setup vorher vorbereiten und vielleicht besser den Cli-Installer in einem Terminal verwenden.
* Bei einigen Intel-Grafikprozessoren auf einigen Geräten kann es vorkommen, dass das System kurz nach dem Booten in Live eingefroren ist. Um dies zu beheben, musst Du den Kernelparameter intel_iommu=igfx_off setzen, bevor Du erneut bootest.

Credits für siduction 2021.2.0

Core Team:

Torsten Wohlfarth (towo)
Hendrik Lehmbruch (hendrikL)
Ferdinand Thommes (devil)
Vinzenz Vietzke (vinzv)

Alf Gaida (agaida) (von der Katze gefressen)
Axel Beu (ab) 2021†

Code, Ideen und Unterstützung:

Axel Konrad (akli)
der_bud
Markus Meyer (coruja)
Stefan Tell (cryptosteve]

Original bluewater-manual Betreuer und Übersetzer:

• Trevor Walkley (bluewater)
• Jose Tadeu Barros (ceti)
• Alpha Mohamed Diakite (alphad)
• Stefan R. Eissens (eislon)
• Roland Engert (RoEn)
• Alessio Giustini (alessiog75)
• Markus Huber (hubi)
• Luis_P
• Janusz Martyniak (wiarus_old)
• Philippe Masson (LjanA)
• Mutsumu Nomura (muchan)
• Rasmus Güllich Pørksen (ragupo)
• Dawid Staropietka (DaVidoSS)
• Bruno Torremans (btorrem)
• Robert Ulatowski (quidam77)
• Dorin Vatavu (dorin)
• Bram Verdoodt (Bram0s)
• Petr Vorel (pumrel)
• zenren

Vielen Dank an alle Beteiligten!

Wir möchten uns bei allen Testern und all den Menschen bedanken, die uns über die Jahre hinweg unterstützt haben. Dies ist auch Ihr Verdienst. Wir möchten auch Debian danken, da wir auf den Schultern von Giganten stehen.
Und nun viel Spaß!

Im Namen des siduction-Teams:

Ferdinand Thommes

3 Gedanken zu “Release Notes für siduction 2021.2.0

Schreibe einen Kommentar zu Bernd Volkmann Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert